… den Sommer einfach mal verlängern… haben wir uns gedacht und so sind wir auf der Landkarte gewandert um ein geeignetes Ziel zu finden. Ägypten, dort waren wir beide noch nicht und die freundliche Reiseverkehrskauffrau unseres Vertrauens hat auch gleich ein passendes Ziel gefunden. Das Sunrise Tucana Resort ganz in der Nähe von Hurghada am Roten Meer.
Nachdem wir unsere sehr schöne Bulli-Tour durch Italien gemacht hatten, war das Motto …“nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub“ gleich wieder ein Thema. Ein wenig arbeiten noch und dann wieder in die Sonne. Was soll ich sagen, es ist einfach toll im November in eine Klimazone zu fliegen, die soooo viel Sonne und Wärme bietet. Der Flug ging direkt ab Köln nach Hurghada und wir sind in dicken Klamotten gestartet und konnten alles ablegen, nachdem wir gelandet waren. Der Transfer in größeren Transportern von Toyota (die habe ich in Deutschland noch nie gesehen) verlief problemlos, quasi in der Wüste, gesäumt von vielen Bauruinen und so manchem Wachposten mit einer MP im Anschlag. Gruselig und beängstigend ist das schon, aber Augen zu und durch bis zum Wach- und Torposten der Hotelanlage. Diese Hürde genommen werden wir von sehr freundlichem Personal in Empfang genommen und wehe man will seinen Koffer selber tragen…. das gibt „böse“ Blicke. Sowas sind wir nicht gewohnt, lassen es uns aber gefallen.
Kennt Ihr dieses Gefühl? Wenn es Zeiten gibt, in denen sich die Ereignisse überschlagen, die dann zu sehr auf den Schultern lasten? So fühlten wir uns nach einigen Monaten mit starken Veränderungen, sowohl im privaten, als auch im beruflichen Kontext und die Entscheidung für einen extremen Entspannungsurlaub wurde umgesetzt. Wie sagt mein Kollege Christopher immer? „Mach doch einfach mal den Seestern“ und auch wenn es uns beiden eigentlich gar nicht so leicht fällt, hilft das Ambiente dieses großartigen Hotels dabei ungemein. Ausschlafen, essen, wie ein Walross in den Pool gleiten, Cocktails schlürfen….und wieder in einem der drei A la carte-Restaurants verwöhnen lassen. Das Essen ist unfassbar gut, die Menschen, die uns umgeben, sind unglaublich freundlich und das, obwohl sie gefühlt 24/7 arbeiten müssen. Man sollte in jedem Fall ausreichend Kleingeld dabei haben, um sie für ihren herzlichen Service entlohnen zu können. Bakschisch ist das Zauberwort. Wir genießen die Ruhe, wenn wir sie brauchen und stürzen uns ins Getümmel, wenn wir wollen. Ja echt….ab morgen nehmen wir auch am Sportprogramm teil. Wir schwören es!!! Ansonsten gibt es auch jeden Abend ein ausgewähltes Musikprogramm. Kein Halli-Galli auf der Anlage. Auch das war uns wichtig.
Am Sonntag haben wir dann gleich eine tolle Schnorcheltour im Roten Meer gemacht. Das war eine seeeehr schöne Erfahrung. Die Artenvielfalt an den Riffs ist beachtlich. Da das Meer selten unter 22 Grad rutscht, gibt es hier jede Menge Fische und Muscheln, für die sich ein Blick unter die Wasseroberfläche wirklich sehr lohnt!
Über eine Sache waren wir allerdings mehr als erschrocken. Wir hatten zum Schnorcheln die Dolphin House-Tour gebucht, da wir gerne die Chance nutzen wollten, vielleicht in einem Gebiet zu schnorcheln, in dem auch Delfine auf Abstand anzutreffen sind. Dass hier für die Touristen aber alle Register gezogen werden, damit diese unbedingt einen Delfin zu sehen bekommen, war uns nicht klar. Hier geht JEDE Reisetruppe skrupellos an die Tiere ran und es wird gehupt und gepfiffen, damit sich diese wunderschönen Tiere einmal zeigen. Wie ätzend kann der Mensch sein…für sein Vergnügen?! Wir haben uns dafür geschämt, diese Tour gebucht zu haben. Es macht uns doch nicht glücklicher, wenn wir unter Stress einmal die Rückenflosse eines Delfines gesehen haben….darauf hätten wir gut verzichten können!
Natürlich konnten wir nicht nur faul im Hotel rumliegen, sondern wollten uns wenigstens auch Hurghada anschauen. Wir haben also eine Stadtrundfahrt gebucht und sind von Makadi Bay nach Hurghada Richtung Hafen aufgebrochen. Der Weg dorthin zeigt schon deutlich, wie wenig Geld für Instandhaltung zur Verfügung steht…
Weiter gehts zur Marina
Unser erst 23-jähriger Guide erzählt uns sehr viel über den Islam, über die Gebete, über Traditionen über die Unterschiede zwischen den Männern und den Frauen in der Religion und es wird klar, in welch unterschiedlichen Anschauungen wir zu diesem Thema leben. Er erzählt auch von seinen eigenen Einschränkungen, was seine neue Liebe anbelangt. Bis zur Verlobung nur per WhatsApp kommunizieren, nach der Verlobung darf auch telefoniert werden. Nach der Hochzeit ist alles erlaubt aber bis dahin müssen etliche Hürden genommen werden (wie z.B. beide müssen ein ähnliches Niveau in der Berufsausbildung erreicht haben) und zunächst müssen die Eltern noch zwischen ihm und seiner Freundin sitzen. Nachdem wir ihn über die Freiheiten in Deutschland unterrichtet haben, möchte er dann gerne in unserem Koffer mitreisen ;-). Wir erzählen ihm besser von unserem familiären Kuddelmuddel mal gar nichts, sonst dreht er am Ende noch durch.
Fischmarkt (Geruch an)
Eine unscheinbare Front an der man nicht erahnen konnte, was sich dahinter verbirgt. Die Tür öffnete sich und ein Ägypter bat uns hinein und lenkte uns direkt auf eine Bank um dort Platz zu nehmen.
Es kam dann ein großer, leicht massiger Mann, der unserer Gruppe Tee und Kaffee angeboten hat, zu uns und stellte sich und sein Geschäft vor. Seine Familie, nun in siebter Generation, verarbeitet aus allerlei Pflanzen besondere Öle und Essenzen, alles natürlich und absolut rein. Okay, dachten wir uns, wir sind hier in Ägypten, quasi auf einer Kaffeefahrt mit anschließender Heizdecken-Verkaufsaktion… nur dass es hier Öle in reinster Form und Farbe gibt und das alles ISO-zertifiziert durch einen Schweizer Auditor … alles klar!!! Aber die Produkte, die er uns vorstellte, waren schon ganz angenehm auf der Haut und in der Nase. Lotusblüte für die Frau und Papyrus für den Mann, um nur ein Beispiel zu nennen. Jeder der „dummen Europäer“ wurde von einem deutsch sprechenden Ägypter in ein Verkaufsgespräch mit tollen Anreizen und Rabatten verwickelt. Alter… wie skurril und irgendwie hatte ich das Gefühl hier wenigstens eine Sache mitzunehmen zu müssen, um nicht die nächsten Wochen im Hinterhof Sand fegen zu müssen. Es wurden dann Schwarzkümmel-Öl und der Duft Papyrus.
Nicht genug von diesem Shopping-Erlebnis, ging es dann in die nächste Seitenstraße vor ein zweistöckiges Geschäft, vor dem sich einige Ägypter positionierten, um uns in Empfang zu nehmen. Man könnte meinen, die haben nur auf uns gewartet… Das Geschäft entpuppte sich dann als Künstlerparadies in dem handgefertigte Dinge verkauft wurden, wie z.B. Bilder, Stoffe, Holzschnitzereien und viele weitere Dinge die wir nicht brauchen. Im wirklichen Leben wollen wir uns gerade auf das Wesentliche reduzieren und deshalb lassen wir unsere Blicke nur so schweifen. Der Ägypter lässt seinen Kunden aber nicht vom Haken, solange er nicht doch noch was gekauft hat. Was soll ich sagen? So ist es dann auch gekommen und schon standen wir mit zwei ganz tollen Cashmere-Schals, einem Bild und Hibiskus-Tee an der Kasse, ohne Bargeld und Kreditkarte. Apple-Pay wird es schon richten und so versagte dann das Gerät und wir konnten nicht bezahlen. Was nun? „Chef, kein Problem… zahlst du in Hotel“. Okay, unser Guide wurde instruiert uns das Geld dann im Hotel abzuknöpfen und so zogen wir dann von dannen. Im Hotel angekommen wurde die kleine Transaktion noch durchgezogen und dann ging es ab an den Pool um die Sonne noch mit einem Mojito und einem Transformer zu genießen. Was für ein Tag und was für ein schöner Ausflug in die Welt der Ägypter. Viel Schräges war dabei, aber alles in allem ein toller Tag!
Die letzten zwei Tage verbringen wir dann noch im kompletten Entspannungsmodus. Da sich das Wetter gestern tatsächlich etwas wolkenverhangen (des hamma aba nett bestellt) präsentiert hat, entschlossen wir uns, den Spa-Bereich in Augenschein zu nehmen. Dieser liegt auf dem benachbarten Gelände des Sunrise Royal Makadi Resorts. Vor dem Eingang wurden wir vom hochprofessionellen aktiven Wellness-Verkäufer pronto als solvente Deutsche identifiziert und in ein einnehmendes Verkaufsgespräch verwickelt „Alles gut?“ Damit beginnen sie hier alle und wir waren nach unseren Erfahrungen auf dem Basar absolut sicher, dass wir jetzt in der Lage sind, nichts zu kaufen, was wir nicht wollen ;-)…..
Er öffnete uns die Tür zum „Tempel“ und ehe wir uns versahen, waren wir in einem Gesichtsbehandlungszimmer und eine deutschsprachige Ägypterin wollte uns davon überzeugen, dass unsere Gesichter ja wohl sehr dringend ein Refreshing nötig hätten. Wir versuchten es nicht persönlich zu nehmen, es fiel uns etwas schwer. Zack, holte sie einen Faden raus, zog ihn durch die Zähne, wickelte ihn geschickt um die Finger und fing an damit meine Gesichtshaare auszurupfen. Anschließend war Markus dran und ich muss gestehen, ich war beeindruckt von der Technik, hatte aber Angst vor dem Endergebnis ;-).
Nun meinte sie, sie würde mir orientalische Augenbrauen verpassen wollen und Markus mal den Bart anständig stutzen. So ginge das ja gar nicht. Die Sorge vor einer Totalveränderung überwog nun der anerzogenen Zurückhaltung ….mal abgesehen davon, dass wir ihrem schnellen Rechengang kaum folgen konnten …und so zeigte ich vorsichtig an, dass wir ja eigentlich nur in die Sauna wollten. Sichtlich enttäuscht brachte sie uns in die Bäderabteilung rüber, wo ein männlicher Kollege freudestrahlend auf uns wartete. „Alles gut?“ Ihr kennt das schon….
Wieder waren wir in einem Verkaufsgespräch. „Einfach nur Sauna. Geht das nicht?“ „Ach, Sauna ist geschenkt. Machen Euch vorher noch eine tolle Massage. Ein halbes Jahr keine Rückenschmerzen!!“ Das klingt nach weltbestem Wunderheiler. Wir konnten also gar nicht „Nein“ sagen ;-).
Heute nun war unser Wellnesstermin. Ich war leider so angeschlagen, dass ich zur Enttäuschung unseres Stammverkäufers meine Massage in eine Fuß-Kosmetik-Behandlung umtauschte. Aber Markus schwebt immer noch auf Wolke 7 nach seiner Massage und hey, ich hab pünktlich zum Winterstart in Deutschland die Füße schön! 😉
Unser Entspannungs- und Sommerverlängerungsurlaub geht morgen zu Ende aber wir haben richtig viel Sonne im Gepäck!